VLSP-Mitglieder und interessierte FachkollegInnen trafen sich im Oktober 2009 zum Austausch in der Akademie Waldschlösschen bei Göttingen. Es fanden vier spannende Workshops zu den Folgen internalisierter Homonegativität, häuslicher Gewalt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Konversions-„Therapien“ und der Psychodynamik HIV-diskordanter Paare statt.
Das Fachtreffen wurde gefördert aus Mitteln des Landes Niedersachsen in Kooperation mit dem Schwulen Forum Niedersachsen (SFN) e.V.
Psychodynamik HIV-diskordanter Paare (Download)
Dr. Dipl.-Psych. Manuela Torrelli und Dipl.-Psych. Christopher Knoll:
Schwule Paare, in denen ein Partner HIV-positiv, der andere HIV-negativ ist, zeichnen sich durch eine spezifische Psychodynamik aus. Christopher Knoll zeigt in diesem Workshop kurz mögliche Konfliktsituationen HIV-diskordanter Paare wie auch deren Lösung auf. Manuela Torrelli stellt anschließend eine hochfrequente analytische Behandlung eines HIV-negativen schwulen Mannes vor, der mit einem HIV-positiven Mann verpartnert ist.
Folgen internalisierter Homonegativität (Download)
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Melanie Steffens und Dipl.-Psych. Petra Geisler:
Medizin, Psychiatrie und Psychologie haben über lange Zeit Lesben, Schwule und Bisexuelle pathologisiert. Seit den 1970er Jahren hat sich dieses Bild in der vorherrschenden Meinung mehr und mehr gewandelt: Nicht Lesben und Schwule sind krank, sondern die Gesellschaft, in der sie leben. Seit der Jahrtausendwende haben Forschende begonnen, tatsächlich aufzuzeigen, in welchen Problembereichen das Aufwachsen in einer „homophoben“ Gesellschaft Spuren hinterlässt. Unter Minoritätsstress (Meyer, 2003) werden die zusätzlichen Stressoren zusammengefasst, die Angehörige von Minoritäten durch ihre Gruppenzugehörigkeit erfahren. Diese zusätzlichen Belastungen können krank machen.
Themen des Workshops sind:
Bleiben Spuren des Aufwachsens in einer „homophoben“ Gesellschaft zurück, die Schwule und Lesben individuell sowie in ihren Szenen prägen?
Wie kann man das in der Forschung erfassen?
Welche Erfahrungen gibt es aus der therapeutischen Praxis?
Welche Interventionsmöglichkeiten scheinen erfolgreich?
Häusliche Gewalt in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften (Download)
Dipl.-Psych. Holger Walther:
Das Ausmaß von gewalttätigem Verhalten in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wird als ebenso hoch eingeschätzt wie in gegengeschlechtlichen Beziehung und soll zwischen 25 und 30% liegen. Verlässliche Zahlen gibt es jedoch bisher nicht – möglicherweise, weil das Thema stark tabuisiert wird. Auf der Basis der Daten der Fachtagung zur häuslichen Gewalt in gleichgeschlechtlichen Paaren im November 2008 stellt Holger Walther therapeutische Erfahrungen mit schwulen Paaren und zeigt auf, wie es zu häuslicher Gewalt bei Männerpaaren kommen kann. Hierzu wird die Betrachtungsweise der systemischen Paar- und Familientherapie genutzt und erläutert, wie die Paardynamik entscheidend durch die Selbstwertsituation der beiden Beteiligten, deren Rollenverteilung sowie der Bildung von Triaden geprägt wird. Geplant ist ein Erfahrungsaustausch mit Diskussion.
Konversions-„Therapien“ (Download)
Dr. Dipl.-Psych. Gisela Wolf:
Konversions- oder „reparative“ „Therapien“ umfassen alle Versuche durch selbsterklärte oder zertifizierte TherapeutInnen, SeelsorgerInnen, HeilerInnen, SozialarbeiterInnen, „Ex-Homosexuelle“, religiöse Laien und andere, die Homosexualität von KlientInnen in asexuelles oder heterosexuelles Verhalten umzuwandeln. Derzeit sind in der BRD sowohl Organisationen wie „Wüstenstrom“ oder „Living Waters“ als auch Professionelle unterschiedlicher Provenienz konversions-„therapeutisch“ tätig. Der Vortrag beleuchtet die gesundheitspolitischen Hintergründe solcher Konversionsversuche und zeigt die Konsequenzen für Lesben und Schwule, die sich solchen Behandlungen unterziehen, auf. Ziel der Veranstaltung ist, Psychotherapeuten für unterschiedliche Konversionsmethoden zu sensibilisieren, damit sie KlientInnen, die nach einer Veränderung ihrer soziosexuellen Orientierung fragen oder von Konversionsversuchen betroffen sind, fachkompetent und entsprechend der entsprechenden ethischen Leitlinien der American Psychological Association und der American Academy of Pediatrics beraten können.
Letzte Aktualisierung: 21.01.2024