Wichtige Fragen im Coming-out

Autor*innen: Dr. phil. Ulli Biechele, Dipl.-Psych. Margret Göth, Dipl.-Psych. Thomas Heinrich und Dipl.-Psych. Andrea Lang

Während des Coming-outs geht es darum für sich selbst und mit nahestehenden Menschen Fragen zu beantworten wie:

  • Traue ich mich meine Gefühle zu leben, auch wenn ich vielleicht zunächst wenig Unterstützung erlebe?
  • Wie kann ich andere LSBTIQ* Menschen kennenlernen?
  • Welche Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, aber auch welche Unterschiede gibt es zwischen ihnen und mir selbst?
  • Was bedeutet es für mich lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, intersexuell oder queer zu sein?
  • Möchte ich mich als Lesbe, Schwuler, Bisexuell, Trans*, Intersexuell, Asexuell oder queer bezeichnen?
  • Wie kann ich auf diese Seite von mir stolz sein?
  • und viele weitere Fragen.

Wie das LSBTIQ*  Sein dann letztendlich gelebt wird, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, z.B. vom Alter, der eigenen Einstellung zur sexuellen Orientierung und zur Geschlechtsidentität, der eigenen Religiosität und Spiritualität, den Informationen über und den Kontakt zu anderen LSBTIQ* Menschen, und natürlich auch von den eigenen Freund*innen und der Familie. Es gibt so viele unterschiedliche Arten, als LSBTIQ* Person zu leben, wie es LSBTIQ* Personen gibt. Der eigene Weg dazu wird in der Zeit des Coming-outs stark geprägt, aber natürlich gibt es auch später viele Gestaltungs- und Veränderungsmöglichkeiten.

Welche Fragen stellen sich, wenn eine Person merkt, nicht cis-geschlechtlich zu sein?

Autor*innen: Isabelle Melcher & Kai Jannik

Manche trans* Personen können bereits in früher Kindheit ihr Geschlecht sehr klar äußern, bei anderen geht ein jahrelanger Erkenntnisprozess voraus. Wer von den in unserer Gesellschaft vorherrschenden binären, cis-geschlechtlichen Vorstellungen abweicht, muss sich häufig rechtfertigen und wird nicht selten aufgrund dessen diskriminiert. Nicht alle Menschen entscheiden sich daher zu einem Coming-out. Der Prozess des Coming-outs ist für viele in großen Teilen langwierig und anstrengend. Nach dem Bewusstwerden des eigenen trans*-Seins müssen sich trans* Personen häufig damit auseinandersetzen, welchen Einfluss ein äußeres Coming-out nicht nur auf sie und ihren Alltag, sondern auch auf ihr soziales Umfeld und ihren Lebensweg haben kann. Auch lange nachdem für eine Person alle Schritte ihrer Transition abgeschlossen sind, kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen ein Coming-out notwendig sein könnte. Häufig müssen daher stets neue Antworten gesucht und Möglichkeiten und Konsequenzen abgewogen werden.

Mögliche Fragen, die sich trans* Personen stellen, können unter anderem sein:

Welche Toilette benutze ich? Wie verhalte ich mich sonst in geschlechtergetrennten Bereichen? Welche Kleidung kaufe ich? In welchen Fällen ist es sinnvoll, in medizinischer Behandlung auf meinen trans* Hintergrund hinzuweisen?

Wie gehe ich mit Fragen und Unsicherheiten im Freundeskreis um? Wird es Kontaktabbrüche geben? Was bedeutet mein trans*-Sein für meine Sexualität? Ändert sich meine sexuelle Orientierung oder deren Bezeichnung? Kann meine Familie mit den Fragen und der Diskriminierung umgehen, mit denen sie möglicherweise wegen mir konfrontiert werden? 

Welche Auswirkungen hat ein Coming-out auf meinen Beruf/Ausbildungsplatz? Was sind die Ziele meiner Transition? Welcher zeitliche und finanzielle Aufwand kommt dabei auf mich zu? Was bedeutet dies für meinen weiteren Lebensweg?

Die Vielzahl an Fragen kann Stress und ein Gefühl von Überforderung auslösen. Es kann bei trans* Personen der Eindruck entstehen, die eigenen Fragen, Ängste und Unsicherheiten bezüglich der Transition nicht nach außen zeigen zu dürfen und ein Bild absoluter Sicherheit vermitteln zu müssen, da ihre Selbstaussage angezweifelt werden könnte und Transitionsschritte verwehrt oder verzögert werden könnten. Es kann daher hilfreich sein, bei einer therapeutischen Begleitung darauf einzugehen, Unterstützung zu signalisieren und gemeinsam Strategien zu erarbeiten. 

Letzte Aktualisierung: 21.01.2021

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