Autorin: Dipl.-Psych. Margret Göth
Vor 20 Jahren am 9.01.1993 gründeten in München 18 Menschen unseren Verband, der damals noch Verband von lesbischen Psychologinnen und schwulen Psychologen in Deutschland e. V. hieß. Der Hinweis in Deutschland ergab sich aus der Idee, in allen europäischen Ländern Verbände zu gründen, die dann gemeinsam in einem europäischen Dachverband kooperieren sollten.
Die Gründung in München wurde unterstützt von zwei Gästen aus den Niederlanden, die dort bereits einen Verband gegründet hatten. In der Folge entstand der europäische Dachverband, ALGBP - Associations of Lesbian, Gay, and Bisexual Psychologies in Europe, sowie ein Verband in Großbritannien. Heute ist der VLSP der einzige noch existierende eigenständige Berufsverband in Europa. Die beiden Verbände in den Niederlanden und in Großbritannien arbeiten inzwischen als Sektionen der jeweiligen Berufsverbände weiter und der ALGBP ließ die Arbeit ruhen.
Der VLSP wollte den „Aufbruch zu neuen Ufern“ wagen. Einige der damaligen Wünsche und Ansprüche, wie sie im Vorwort des Kongressbandes Aufbruch zu neuen Ufern des 2. Kongresses 1994 in München genannt werden, sind immer noch aktuell: „die Mainstream-Psychologie mit einer neue Form kritischer Psychologie zu konfrontieren“ und „eine ausgeglichene Balance zwischen Selbstfindung (und damit Integration in die eigene community) und going public (und damit Einflussnahme auf die eigene Umwelt)“. Einiges haben wir schon erreicht wie die „erste Stufe eines kollektiven coming out lesbisch-schwuler Psychologie“ und die Anerkennung, dass die „soziale und fachliche Entfremdung (...) kein individuelles Problem (ist) (...), fachliches coming out (braucht) die Integration in ein soziales Netzwerk von ‚Gleichen’“.
In den 20 Jahren hat der VLSP einiges erreicht und mindestens einen großen Sturm überlebt. Zu dem Erreichten zähle ich auch die gute Zusammenarbeit von Frauen und Männern: heute sind fast gleich wie Männer und Frauen Mitglieder im VLSP (bei der Verbandsgründung waren die Frauen noch unterrepräsentiert: es waren nur drei Frauen dabei). Zum Erreichten zähle ich auch die stärkere Sichtbarkeit lesbischer und schwuler Themen in der Psychologie. Neuen Entwicklungsbedarf sehe ich darin, das duale Geschlechter-Modell zu hinterfragen, was den VLSP bereichern wird. Dass der VLSP auch weiterhin wichtig ist, bestätigt das große Interesse am Fachtreffen, die rege Beteiligung und die positiven Rückmeldungen bei der Mitgliederbefragung 2012 sowie die steigenden Anfragen über die Website.
Auf weitere gute und furchtbare Zusammenarbeit und mindestens weitere 20 Jahre!
Letzte Aktualisierung: 04.02.2014